Hamburger Einzelmeisterschaft
Runde 7: Favoritensieg
Wunder gab es keine, Malte Colpe wurde mit dünnem Vorsprung
Sieger vor Arne Bracker. (Gleichzeitig auch ein kleines
Geburtstagsgeschenk für Christian Zickelbein zum 85.!)
Danach folgte das Feld mit Bronze für Christoph Schröder,
sowie den beiden Wilhelmsburgern, die es geschafft hatten,
sich das ganze Turnier über aus dem Wege zu gehen.
Zwei Korrekturen: Wegen falsch eingegebenen Zügen bekommen
Atri und Akca nur 1/4 Haue - der f-Bauer steht bereits auf
f4, so daß Txc2 zu einem verlorenen Bauernendspiel führt.
Und Arne Bracker legt Wert auf die Feststellung, daß er
keineswegs so opferwütig ist, wie die Teilmenge seiner Partien,
die Hauke (ggf. sogar aus eigener Erfahrung) kennt, nahelegt.
Klassischer "Sampling Bias".
- 1: Reddmann-Colpe...Malte hätte auch faul ein Remis anbieten
können, aber er pokerte ein wenig: Schafft der Ö zwei gute Partien in
einem Turnier? Natürlich nicht, er fuhr die Stellung sofort gegen
die Wand. Schwarz nutzte dies aber nicht richtig und fand sich
plötzlich selbst ein wenig in der Klemme. Nachdem sich der Qualm
verzogen hatte, war es ein remises Turmendspiel.
- 2: Dramatisch ging es zu bei Schroeder-Akca. Weiß stärkte
lieber die eigenen Bastionen, als bei unterschiedlichen Rochaden
sofort loszustürmen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Doch plötzlich opferte Schwarz seine Dame (HR täte es ohne Nachdenken)
und es wurde komplett skurril: Wer geht zuerst Matt? Siehe unten!
- 3: Die letzte Partie Christensen-Bracker endete mit einem
hässlichen Misston. Zeitnot ist eh gut für nix, nicht für die
Qualität der Partien (selbst bei Fischermodus), noch macht es
dem Schiri Freude. Die FIDE täte gut daran, das "Gegenziehen"
(§8.1.3. der FIDE-Regeln erlaubt es, exakt ein ganzes Zugpaar
gleichzeitig zu notieren) komplett zu verbieten und damit
eine Wagenladung Streitfälle abzuschaffen.
- 4: Schwarz konnte sich nicht entknoten bei Fuhrmann-Atri,
plötzlich nutzte ein Bauer diese Gelegenheit, sich durchzumogeln.
- 5: Keyser-Hacker: Schwarz daddelte einen Bauern ein, und
zeigte kein Durchhaltevermögen im Turmendspiel.
- 6: Raider-Anderberg: Der Schwarze latschte mittschiffs in
eine bekannte Eröffnungsfalle im Evansgambit. Die Aufgabe erfolgte
vielleicht etwas früh (Mehrbauer, aber ruinierte Königsstellung,
so steht euer Ö ständig und gewinnt noch :-) ...allerdings nicht
nach Meinung der Engine: bereits +3.
- 7: Alle Bauern auf einem Flügel und je ein Turm, da konnte
sich der Mehrbauer in Dumjahn-Wenzel nicht durchsetzen.

Diese Partie soll ein wenig ausgiebiger beenginet werden.
Wir steigen ein beim Opfer 42.Sf5. (Die Absicht ist offensichtlich:
Mit dem Bauern wiedernehmen, f6, aus die Maus. Nur leider...)
42...gxf5 43. exf5 Ld3 (Die offensichtliche Notbremse. Aber die
Engine meint, daß 43...Tc8 gefolgt von 44...Lf1 auf alles - Idee:
Dxg5 greift c1 gleich noch mal an, so daß Tg1 das Matt nicht deckt -
zu einem vorteilhaften Turmendspiel für Schwarz führt.)
44. f6 Dh7 45. Dg1 Dxh1 46. Dxh1 Tc8 47. De1 (Das sollte gründlich
verlieren. Weiß muss sofort den g-Bauern abwerfen, damit ggf. die
undeckbare Mattdrohung Dh6 das Gegenmatt auf c1 gleich mitdeckt.
47.g6, oder f4, 0.0.) 47...Lg6 48. f4 e4 49. f5 Lxf5 50. g6 Lxg6
(Das wäre Ihr Preis gewesen. 50...fxg6 gewinnt klar...wenn man
eine Engine ist und im Slalom dem folgenden Schachhagel der weißen
Dame zu entkommen. Oder vielleicht der Megachaot HR, der es schafft,
im kompletten Chaos zufällig instinktiv das Richtige zu finden :-)
51. De3 Kf8 52. Df4

52...Ke8 (Der letzte Gewinnversuch. Keine Partei kann sinnvoll
von dem abweichen, was jetzt folgt.
Markieren zum Entspoilern:
53.Dxe4+! Lxe4 patt
Hauke Reddmann