Deutsche Senioren-Mannschaftsmeisterschaften der Landesverbände


Templin, Templin, wir fahren nach Templin

Die DSMML wurde zum ersten Male ausgetragen...halt, natürlich nicht wirklich zum ersten Male, hat sie doch schon eine jahrzehntealte Tradition, aber eben zum ersten Male mit den neuen von der FIDE übernommenen Altersgrenzen 50+ und 65+. Ersteres Turnier war mit 7 Mannschaften leider ein wenig unterbesetzt. Das mag zum einen an unzureichender Werbung des DSB gelegen haben, wie der deutsche Seniorenreferent offen zugab. Andererseits ist vielleicht auch der durchschnittliche
50-jährige Schachspieler etwas pikiert, wenn er plötzlich zum (Jung)senior deklariert wird, denn Schach kennt ja kaum eine Altersgrenze (ein Fussballer ist dagegen schon mit 35 schon fast eine Mumie :-). Immerhin sandte Schleswig-Holstein aber sogar ein reines Frauen-Team, ein Novum.
So war dann plötzlich der Berichterstatter der ELO-Stärkste unter allen 50+ (und HH auf Startplatz 2), obwohl man allein schon in Hamburg (theoretisch) bestimmt fünf Bessere überreden könnte. Interessanterweise ließe sich unsere 65+-Mannschaft nicht mit derart vielen Leuten verstärken, und in der Startliste kam sie nur auf Platz 9 von 16 Mannschaften.

Das Lied von der Seensucht

Mit Templin wurde ein landschaftlich extrem reizvoller Spielort ausgewählt. Die ganze Umgebung bestand nur aus naturbelassenen Seen und Wäldern, Wäldern und Seen, Seen und Seen...langsam konnte man die Seen nicht mehr sehn, denn die achtgrößte Gemeinde Deutschlands ist, wie der alte Spruch geht, zwar hundertmal so groß wie der Ohlsdorfer Friedhof, aber tausendmal so tot. :P
So gab es denn neben dem Schach nicht viel zu tun - einmal mit dem Schiff über das Templiner Seenkreuz tuckern (nichts als Wälder und Wälder...ich hör ja schon auf), mit dem Rad einmal den riesigen Lübbesee direkt am Hotel umrunden, vielleicht auch mal reinspringen...brrr, nein, zu kalt. Die Naturtherme besuchen mit ihrer Kurmeile mit Kilometern von Apfelbäumen. Einen Rundgang an der fast komplett erhaltenen Burgmauer von Alt-Templin. Ein Urlaubsparadies...aber hier leben, nein danke (Tocotronic). Nach einer Woche hätte der Berichterstatter schon ein McDonalds als Zivilisationszeichen umarmt :-)

Ein dritter Platz

So musste man sich halt voll auf Schach konzentrieren. Hamburg 50+ mit H. Reddmann, C. Schroeder, J. Andersen, N. Schumacher hatte große Ambitionen. In der ersten Runde wurde Schleswig-Holstein wenig gentlemanlike und sicher zu hoch mit 3.5:0.5 geschlagen. Doch schon der Kampf in Runde 2 gegen den Favoriten Württemberg ging unglücklich mit 1.5:2.5 verloren. Danach hatte man erst einmal Pause. Das Orga-Team hatte ernsthaft daran gedacht, als Team Orga anzutreten, um die Mannschaftszahl gerade zu machen, aber sie wären wohl zu sehr Kanonenfutter gewesen. Und so hatte man einen Tag Pause, komplett für Seen und Seen, ...
Leider gab es danach gegen Rheinland-Pfalz schon wieder ein ungeschicktes Remis von Reddmann, schon wieder eine vermeidbare Niederlage und am Ende das nächste 1.5:2.5. Das war es dann. Es folgten noch ein 3.5:0.5 gegen Sachsen-Anhalt, ein knappes 2.5:1.5 gegen Nordrhein-Westfalen, und Bayern wurde wiederum 3.5:0.5 abgewatscht, etwas, was der HSV bisher noch nicht schaffte :-)
An Brettpunkten holte man damit gleich drei (teils geteilte) Einzelpreise (Reddmann 4.5/6, Schröder 4/6, Andersen 4/6, nur Schumacher mit 3.5/6 ging leer aus), doch man hätte die BP etwas besser verteilen müssen, denn Rheinland-Pfalz hatte am Ende zwar einen weniger, doch 1 MP mehr, und Württemberg war eh auf und davon. Es blieb der Pokal für den dritten Platz.

Welcome to the Hotel California

Hamburg 65+ (P. Horn (4/7), C. Engelbert (3,5/5), W. Schellhorn (3/6), E. Maahs (3,5/7) , W. Gerigk (0/3) ) hatte das Pech, gleich in der ersten Runde den späteren Sieger Baden 1 vorgesetzt zu bekommen, der mit 0.5:3.5 kurzen Prozess machte. Danach lief nicht mehr viel. 2:2 gegen Brandenburg, 1.5:2.5 gegen Sachsen, 4:0 gegen Mecklenburg-Vorpommern, 2:2 gegen Bayern 2, Niedersachsen und Berlin, was am Ende Platz 8 bedeutete.
Und hier muss noch ein kleiner Rundumschlag her. Selbst der alte Löwe Hauke ist etwas zahnlos geworden und macht auch mal ein unnötiges Remis, aber daß von den Mannschaften in der letzten Runde gleich 6(!!) schnelle 2:2-Salonremisen hingelegt werden, war ein wenig schöner Schlusspunkt des Turniers. Sicher, die Spieler waren erschöpft, der Weg nach Hause war lang, aber beide Bayern-Mannschaften mit dem allerlängsten Weg fighteten bis zum Schluss. Hamburg und Berlin jedenfalls hatten es nicht sonderlich weit. Hatte MF Christoph Engelbert etwa Angst, daß sein Auto schon wieder durch einen renitenten Forstwirt qua Baumstamm eingefriedet würde (drei Mann mussten zur "Befreiung" mit anpacken...) und man nie mehr entkommen könnte aus den Seen und Wäldern, Wäldern und Seen...

Im nächsten Jahr soll die DSMML nach Wismar gehen.

Detaillierte Ergebnisse auf der Turnierseite

Hauke Reddmann