2. Runde OL NN

Wir sind im Süden, Baby, red nicht so laut*

Im Süden war HR schiedsen, präzise gesagt bei Marmstorf am Südpol, wo es im Vereinshaus sogar den Pinguinen zu kalt ist und nur HR mit seinem supraleitenden Gehirn sich wohl fühlt :-) Zu Gast war die Erste von Königsspringer, eine ziemlich ausgeglichene Sache, zumal Marmstorf an Brett 1 Carlsen aufgefahren hatte...ach Quatsch, das ist St. Pauli, ich meine natürlich Carlstedt :-)
Wie jedes Jahr muss HR sich zu Saisonbeginn über das Schneckentempo der Spieler echauffieren, diesmal entschied das sogar einige Partien. Ich nehme als Schiri ja stündlich die Zeiten: so 10 Züge nach einer, 20 nach 2 und 30 sowie mindestens ein Spieler in Zeitnot an allen Brettern nach 3 Stunden. Das scheint mir unangemessen viel, in der Zeit bin ich längst im Endspiel. :P Davon abgesehen stelle ich bei 90% der Züge hinterher fest, das wäre mein erster Blitzschach-Gedanke gewesen, und wenn nicht: Jakobs 9.h4 an Brett 1 ließ Hauke, Johnny UND hinterher zu Hause die Engine schief gucken. Also: Woran überlegt ihr eigentlich?
Ziemlich schnell ging Königsspringer mit Siegen an 5 und 7 in Führung, und das waren genau die etwas unangenehmen Stellungen, wo man lieber eine Viertelstunde die möglichen Taktiken durchrechnet. Ein hastiger aber falscher Zug und aus die Maus. Marmstorf kam zwar wieder heran - an 6 gab es sogar eine ZÜ, und das bei wohl haltbarem Endspiel. Sogleich stellte aber Brett 4 den Abstand 1:3 wieder her - wieder wäre bei mehr Zeit der schwarze Angriff nicht so unterschätzt worden.
Inzwischen war die Zeitnot vorbei - und alle Partien außer 2. Marmstorf konnte ausgleichen, weil an 2 der Schwarze sich veropfert hatte (völlig unnötig - so möchte ich im Nimzo mal stehen) und an 8 ein mutwillig im Zentrum herumlungernder König hastig Fersengeld geben musste, was Weiß einen lästigen Freibauern brachte, der am Ende für die entscheidende Ablenkung sorgte.
Blieb nur noch Brett 1 und 3. Robojacop :-) war gleich wieder in der zweiten Zeitnot, aber HR hat in unliebsamer Erinnerung, wie er blitzt. Hier hätte er zur Verwertung seiner klaren aber leider völlig chaotischen Gewinnstellung entweder eine Engine (was verboten) oder Hauke (der sofort Se4 andachte, aber auch verboten) oder einfach mehr Zeit gebraucht. Zwei Zugwiederholungen brachten genau 2 Minuten, das war zuwenig, um alle wirren Konsequenzen zu durchdenken, und zähneknirschend spielte er die dritte - Remis. Jero hatte ein eigentlich technisch gewonnenes Endspiel mit Mehrqualle, aber Weiß trickste und er brachte es einfach nicht nach Hause. (Ja, auch hier wäre etwas mehr Restzeit gut gewesen.)
So blieb am Ende ein leistungs- und stellungsglückgerechtes 4:4, was nach erst 2 Runden natürlich garnichts bedeutet. Für die Annalen, es führen die Schachfreunde.

Pfreundt-Carlstedt. 44.Sde6+ Ke8 45.Dxb7 war die naheliegende Partiefortsetzung. Reicht im Prinzip, aber was macht den Sack zu?
In Weiß auf Weiß (zum Lesen den Leerraum unten mit der Maus markieren):
1.Dd7! und der König geht nirgendwo hin. 1...Dd5+ 2.Kg1 und nun droht auch noch die Stufengabel Sg5-h7-f6; das beste 1...Sxd4 verliert einfach eine Figur und ansonsten ist gegen Sde6+ und Dh7# wenig auszurichten.

* Herwig Mitteregger, "Letzte Ausfahrt nach Marmstorf", von seinem Soloalbum "Kein Mut, keine Bauernopfer"

Hauke Reddmann