Oberliga Nord Nord Runde 6

Verschmidtst

Rein technisch gesehen spielte da unser aller Big Boss an Brett 5 von Lübeck, am Schachbrett aber haben alle das gleiche Material und konsequenterweise wurde es die einzige Remispartie des Kampfes. Aber der Reihe nach.
Wie die Feuerwehr legte Borgmeyer gegen Ehrke los: das Opfer auf f7 war korrekt, aber bei bester Verteidigung war es nicht mehr als +1 mit langanhaltender Initiative. Nach dem verlockenden Verkorker flogen Schwarz links und rechts die Sachen um die Ohren, 1-0.
Sehr schnell glich Kalinitschew gegen Zimmermann aus - einmal nicht aufgepasst und ein hinterhältiges Fesselmotiv sorgte für ein Massaker auf der 7. Reihe, 1-1.
Dann begann auch schon die Zeitnotphase. Euer Ö begreift nun wirklich nicht, wie man bei Fischer(!!) lang(!) überhaupt in Zeitnot kommen kann. Es erwischte (gegen Rosmann) Kreuzholz, in einer durchaus haltbaren Stellung, 2-1.
Postwendend ließ sich der junge Khalaf vom noch jüngeren Bornholdt einen Punkt abknöpfen - der Läufer, der so schön in die schwarze Stellung einzementiert wurde, fehlte hinten, als nach einer ganzen Ladung von weißen Fehlzügen ein Freibauer durchspazierte, 2-2.
Zeitnotchaos entschied dann auch Lampe-Raider. Weiß hatte schon die Mehrbauern am Damenflügel, aber es war gar nicht einfach zu spielen, weil Schwarz "am Mann" weitaus mehr Material hatte. Ein billiger Bauerntrick und aus die Maus, 3-2.
Der Rest "überlebte". Zwar hatte Krause gegen Langmann Springer gegen Zombieläufer, aber alles war gedeckt und kein Durchkommen - 3.5-2.5.
Damit war der Mannschaftskampf eigentlich schon entschieden, denn die restlichen Partien konnten die Königsspringer nur noch selbst einstellen und sollten zwei sichere Punkte werden.
Bis zum Ende des Mannschaftskampfes musste Hloskowski Poghosyan quälen - schon im Mittelspiel war durch einen ekligen Doppelangriff eine Figur abhanden gekommen, aber bei stärkerem Widerstand hätte das noch ewig dauern können. Weitere Ungenauigkeiten freuten den Schiri, der damit keine Überstunden schieben musste :-)
Kommen wir also endlich zu Schmidt-Schmidt.
1.Sf3 c5 2.b3 Sf6 3.e3 g6 4.La3 b6 5.d4 Lg7 6.Sbd2 d6 7.Lb5+ Ld7 8.Le2 O-O 9.O-O Sc6 10.Lb2 Dc7 11.a3 Tad8 12.c4 e5 13.dxe5 dxe5 14.Dc2 Lf5 15.Dc3 Tfe8 16.Tad1 {Die Eröffnung ist dem Weißen komplett missraten. Schon folgt die erste Peinsamkeit.} 16...Sd4 17.Tfe1 Sxe2+ 18.Txe2 Ld3 {Effektiver laut Computer gleich e4.} 19.Tee1 e4 20.Sg5 h6 21.Sh3 g5 22.f3 exf3 23.gxf3 Lg6 24.Sf2 Sh5 25.Dc1 f5 26.Sb1 {Weitere Rückzüge ohne Vorzüge.} 26...Txd1 27.Sxd1 Sf4 28.Sf2 Lxb2 29.Dxb2 Lh5 30.Sd2 Sg6 31.e4 {Das macht noch mehr Löcher.} 31...Sh4 32.Dc3 Td8 33.Te3 Df4 34.Kf1 Dxh2 {Auf die überhastete Flucht - besser Kh1 - folgt ein ebenso überhasteter Schnapp. Aber wer spielt hier schon den Computerzug Tf8? Td4 war auch ein Argument.} 35.Td3 Dg2+ 36.Ke2 Td4 {Und das sieht nur gut aus, mit dem Durchbruch nach f3, aber nun hat auch der schwarze König Zugluft und die Bewertung stürzt auf 0.0 ab.} 37.Txd4 cxd4 38.Dxd4 Lxf3+ 39.Kd3 {Aber wer traut sich, Ke1 zu spielen?} 39...fxe4+ 40.Kc3 Dg3 41.Kb4 {41.Dd8+ ist einfach Dauerschach. Was der Mannschaft natürlich gar nix nutzt.} 41...e3 42.Dxe3 Dd6+ 43.Kc3 Lh5 44.b4 Sf5 45.De4 Df6+ 46.Kd3 Kg7 47.c5 bxc5 48.bxc5 Da6+ 49.Kc2 Lg6 50.De5+ Df6 51.Dxf6+ Kxf6 52.Kc3 Ke6 53.Kc4 Le8 54.Sb3 h5 55.Sa5 g4 56.c6 {Weiß lässt seine Männekens laufen und ignoriert die schwarzen Freibauern, doch die Bewertung rauscht dadurch wieder in den Keller.} 56...Kd6 57.Se4+ Kc7 58.Sf6 {Und nun die obligatorische Taktikaufgabe. Der Schiri opfert nach einem flüchtigen Blick mit g3 den Läufer und sagt, der Freibauer ist durch. Weiß hat aber auch einen, ist es korrekt?} 58...Lf7+ 59.Kd3 g3 60.Ke2 h4 {So geht es natürlich auch und sicherer :-)} 0-1

Auflösung: Es ist nicht der objektiv stärkste Zug, aber zum Gewinn reicht es dick: 58...g3 59.Sxe8+ Kc8 59.c7 g2 60.Sc6 g1D (HR wollte mit 60...Sd6+ gleich ratzfatz machen, aber a7 ist eh durch die neue Dame gedeckt...)

Hauke Reddmann